Alltag und Identität _ Notizen aus Montréal   zuletzt   6   5   4   3   2   1 
Bürgermeisterwahl. [07.11.2005 pmg] Wie in über tausend anderen Städten und Gemeinden in Québec auch fanden gestern in Montréal Kommunalwahlen statt. Die Bürgerinnen und Bürger der größten Stadt der Provinz bestimmten neben den Bezirksbürgermeistern vor allem den Bürgermeister von Montréal.

Verlassenes Stadtteil-Wahlkampfbüro von Pierre Bourque am Tag nach der Wahl. Foto: Paul Morf Gronert
Amtsinhaber Gérald Tremblay wurde dabei in seinem Amt mit etwa 53 Prozent der Stimmen bestätigt. Da sein jetzt unterlegener Herauforderer Pierre Bourque bereits vor Tremblay Bürgermeister gewesen war, hatten die Montrealer eigentlich nur die Wahl zwischen alten Bekannten und wenig Neuem.

Wahlsieger Tremblay versicherte nach der Wahl, er wolle Bürgermeister aller Montrealer sein, was angesichts des geringen Interesses an der Wahl ein bisschen nach Pfeifen im Walde klingt. Nur etwa ein Drittel der Wahlberechtigten Montréals war dem Ruf an die elektronischen 'Urnen' gefolgt. Mit den neuen Abstimmungsmaschinen gab es übrigens vielerorts in der Provinz Schwierigkeiten, so dass die Öffnungszeiten einiger Wahllokale verlängert werden mussten.

Im Bürgermeisterwahlkampf vor vier Jahren hatten die anstehenden Eingemeindungen von bis dahin selbständigen Gemeinden auf der Insel von Montréal für etwas Würze gesorgt. Derartige Reizthemen waren dieses Mal nicht auszumachen. Für Tremblays Wiederwahl könnte gesorgt haben, dass es ihm gelungen war, die Schließung eines orthopädischen Kinderkrankenhauses abzuwenden und das Formel-Eins-Rennen in der Stadt zu halten. Außerdem verhinderte er das drohende Scheitern der Austragung der Schwimm-WM in diesem Sommer in Montréal.

Abwehrschlachten statt großer Visionen für die Zukunft trieben die Wählerinnen und Wähler also wohl nicht gerade in Scharen in die Wahllokale. Das wichtigste Thema im Wahlkampf, ja in dieser Stadt der kalten Winter und der heißen Sommer sind aber offenbar die Schlaglöcher. (Auf Französisch heißt Schlagloch übrigens nid de poule - Hühnernest.) Tremblay versprach in den nächsten vier Jahren eine halbe Milliarde Dollar (ca 350.000 Euro) auszugeben, um die Straßen Montréals zu flicken.

Siehe auch Schwimm-WM und Go

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